Samstag, 17. November 2012

„Bildung nach dem Geldbeutel“

Aktuelle Stunde im Landtag zum Thema Schulpolitik

München – Der Beginn des neuen Schuljahres liegt gerade eineinhalb Wochen zurück, doch in der ersten Plenarsitzung des Landtags nach der Sommerpause wurde über die Bildungspolitik einmal mehr kontrovers diskutiert. Die Fraktionen von SPD, Grünen und Freien Wählern bemängelten in einer „Aktuellen Stunde“ einen akuten Lehrermangel, steigende Zurückstellungen von Schulanfängern und ein Chaos rund um die G-8-Reform. CSU und FDP sprachen hingegen von einem gelungenen Start ins neue Schuljahr. Die Unterrichtsversorgung sei sichergestellt, das Ganztagsangebot ausgebaut, Schulstandorte seien erhalten worden.


Während der bildungspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Georg Eisenreich, einen gelungenen Schulauftakt lobte, bezeichnete SPD-Bildungspolitiker Martin Güll dies als „zynisch angesichts vieler Probleme“. Ebenso wie der Grünen-Abgeordnete Thomas Gehring kritisierte er die steigende Zahl von Eltern, die ihre Kinder vor der Einschulung zurückstellen. Dies hänge zusammen mit der Wahrnehmung der Schule als eine Druck erzeugende Institution, so Gehring. Das Problem des Lehrermangels ist für Güll ebenso wenig behoben wie die Mängel des dreigliedrigen Schulsystems: Im Gegensatz zu einer Gemeinschaftsschule produziere es Schulversager und knüpfe Bildung an
„Herkunft und Geldbeutel“.

Die FDP, Eisenreich und Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hielten dagegen an Haupt-, Realschule und Gymnasium fest. Das System stehe für Verlässlichkeit, so Spaenle. Dies zeigten die halbierte Anzahl der Pflichtwiederholer an den Gymnasien und die Tatsache, dass sich wieder mehr Kinder an Mittel- und Hauptschulen einschreiben. Der Minister wertete dies als Trendwende. Eisenreich verwies darauf, dass auf einen Lehrer mit 14,6 weniger Schüler kämen als in den Vorjahren. 90 Prozent der Schulen hätten ein Ganztagsangebot. Die Unterrichtsversorgung sei
somit sichergestellt.

Auch das G 8 stand im Fokus der Debatte. Spaenle sprach sich einmal mehr für das Flexibilisierungsjahr aus, das Schülern zwischen der achten und zehnten Klasse die Möglichkeit geben soll, sich auf schwache Fächer zu konzentrieren. Gehring fand dies ebenso inkonsequent wie das von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) vorgeschlagene Semester Generale. Das durch die G-8-Einführung eingesparte Jahr käme nun an anderer Stelle wieder hinzu – die derzeitige
Bildungspolitik sei somit ein „Abgesang auf G8“.
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SZ Landkreisausgaben vom 26.09.2012

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