Fordert die Lehrer!
Von Marcus Theurer, aus der FAZ.
"Deutschland ist bisher zwar nicht pannenfrei, aber im Vergleich zu manch anderem Land ganz gut durch die Corona-Krise gekommen. Ein großer Makel ist in der vorläufigen Pandemiebilanz allerdings unübersehbar: Der Ausnahmezustand der vergangenen Monate hat die Schwächen des deutschen Bildungssystems schonungslos offengelegt.
Eine Elternbefragung des Münchner Ifo-Instituts kommt zu alarmierenden Ergebnissen. Während der Pandemie hat sich demnach die Zeit, in der sich Kinder und Jugendliche mit Schule beschäftigten, auf durchschnittlich 3,6 Stunden am Tag halbiert. Die Unterrichtsqualität war fragwürdig: Mit Abstand
häufigste Lernaktivität war das Bearbeiten von Aufgabenblättern. Wie die Schüler diese bearbeiteten, das kontrollierten viele Lehrer nur sporadisch oder überhaupt nicht. Nur einer von 20 Schülern kam in den Genuss von täglichem gemeinsamem Unterricht zum Beispiel per Video- oder Telefonkonferenz.
Natürlich ist es eine große Aufgabe, für Millionen von Schülern den Unterricht daheim zu organisieren. Aber ein Ding der Unmöglichkeit sollte es nach fünf Monaten auch nicht mehr sein.
Im pädagogischen Ausnahmezustand der vergangenen Monate hieß es oft, es hänge eben viel vom individuellen Engagement der Lehrer ab. Eltern und Schüler haben in diesem Frühjahr erfahren, dass es da große Unterschiede gibt – etwa zwischen der engagierten Referendarin, die im Zweifel von der
Schulleitung ausgebremst wird, und anderen Lehrkräften, die nur ein Minimalprogramm fahren. Eine unrühmliche Rolle spielen die Lehrergewerkschaf ten mit ihrem ausufernden Bedenken, was jetzt alles nicht mach bar sei.
„Bei ganz vielen Beispielen, die ich kenne, in denen Schulen besonders gut die Herausforderungen des Corona-Fernuunterrichts bewältigt haben, handelt es sich um Schulen in privater Trägerschaft“, sagt der Ifo-Bildungs forscher Ludger Wößmann.
Das kann auch daran liegen, dass diese um ihre Schüler werben müssen und dass ihre Lehrkräfte keine Beamten sind."
Hinweis: Wir sind nicht zynisch. Sonst würden wir sagen: Danke Lehrerschaft, danke Corona, so ein Nachfrageboom nach Nachhilfe hätte es ohne Euch nicht gegeben.
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